Lausitz Festival
- Archiv meiner Projekte -

Jahrgang 2024

„WORTALL oder Die Farben der Mandelkrähe“ /„WORTALL abo kontinent nadźija“

Szenische Lesung in sorbischer und deutscher Sprache / Sceniske čitanje w serbskej a němskej rěči

 

Bautzen, Burgtheater auf der Ortenburg, 01. September 2024

Die vom sorbischen Autor Jurij Koch gestellte Frage nach dem Überleben der Blauracken im Fehrower Spreetal wirft auch die Frage nach der Zukunft der Sorben auf. Im Burgtheater des Deutsch Sorbischen Volkstheaters erkundeten drei Schauspielerinnen, unter ihnen die prominente Film- und Theaterschauspielerin Gabriela Maria Schmeide, spielerisch Texte, die den Erfahrungshorizont verschiedener Autorinnen und Autoren des kleinsten slawischen Volkes zwischen Spreewald und Lausitzer Bergland beleuchteten.
 
Mitwirkende:

Gabriela Maria Schmeide, Julia Klingner und Marian Bulang (Lesung)
Madleńka Šołćic (Künstlerische Leitung, Textfassung)
Heike Merten-Hommel (Dramaturgie und Textfassung)
Tomas Kreibich-Nawka (Musiker)

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„Ein herrlicher Flecken Erde“

Szenische Lesung aus Radka Denemarkovás Roman

Gleis 1 im Bahnhof Görlitz, 07. September 2024

In ihrem Roman »Peníze od Hitlera«, der 2006 in Tschechien und 2009 in deutscher Übersetzung erschien, wirft Radka Denemarková einen Blick zurück auf ein Kapitel verdrängter deutsch-tschechischer Nachkriegsgeschichte: Die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung.
Ihre Protagonistin Gita Lauschmannová glaubte, die Hölle läge hinter ihr, als sie im Frühling 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz kommend in ihr böhmisches Heimatdorf zurückkehrt. Aber es gibt für sie kein Ankommen. Der Familienbesitz wurde konfisziert; Menschen, die einst auf dem Gut und den Werkstätten ihres Vaters lebten und arbeiteten, bezichtigen die deutschsprachige jüdische Tochter eines tschechoslowakischen Staatsbürgers als Staatsfeindin. Sechzig Jahre danach kehrt sie zurück, eine alte Dame, deren Wundmale nicht verheilen wollen.
Das Buch wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und als Theaterstück adaptiert. Denemarková, preisgekrönte Autorin, Journalistin, Essayistin, Dramaturgin, Übersetzerin, trägt mit ihrer literarischen Stimme wesentlich zur kulturellen Identität Europas bei und setzt sich als kompromisslose Verfechterin der Menschenrechte und der Rechte von Frauen ein.
Gemeinsam mit den Schauspieler*innen Christine Hoppe und Thomas Eisen präsentierte sie den Roman in einer szenischen Lesung.

Im Anschluss an die Vorstellung fand ein Gespräch mit der Autorin statt.

Mitwirkende:
Radka Denemarková, Christine Hoppe, Thomas Eisen (Lesung) 
Heike Merten-Hommel (Künstlerische Leitung, Textfassung und Moderation) 

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„Die schönste Version“

Szenische Lesung aus dem Debüt-Roman von Ruth-Maria Thomas 

Cottbus, Piccolo Theater, 13. September 2024

Von der Anzeige bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt bis zur finalen Entscheidung, diese nicht zurückzuziehen, vergehen elf Tage. Elf Tage lang verkriecht sich Jella, Studentin, in der Plattenbauwohnung ihres Vaters. Dort wird sie von Erinnerungen geflutet: Entwurzelung der Familie durch die Bagger, Aufbruch der Mutter in die Metropole, ein in Ratlosigkeit zurückbleibender Vater … Jellas Kindheit und Jugend in der ostdeutschen Kleinstadt, zwischen Kiesgruben, Lipgloss und Lidschatten, zwischen Dagebliebenen und Heimkehrenden. Die in Cottbus aufgewachsene Autorin Ruth-Maria Thomas, Jahrgang 1993, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Juli 2024 erschien ihr Debütroman im Rowohlt Verlag Hamburg. Darin erkundete sie die Facetten des Frauwerdens und Frauseins.
Im Anschluss an die vollbesetzte Vorstellung fand ein Gespräch mit der Autorin statt, die es mit dem Roman auf Anhieb auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis geschafft hatte.

Mitwirkende:

Ruth-Maria Thomas, Daniel Ratthei (Lesung)
Heike Merten-Hommel (Künstlerische Leitung, Textfassung und Moderation)

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Nachlese Lausitz Festival 2024 – Schauspiel:

Vineta oder Das schwarze Tal“ / „Vineta abo Čorny doł“

– Uraufführung / Prapremjera

Eine theatralische Bootsfahrt auf der MS Santa Barbara
Kooperation mit der neuen Bühne Senftenberg

Senftenberg, Stadthafen,
30. August – 08. September 2024

Die Sonne stand noch hoch, als das Motorschiff Santa Barbara am frühen Abend vom Stadthafen in Senftenberg ablegte und über die Wellen des Senftenberger Sees glitt. Was der Spiegel des Sees verbirgt, drang auf dieser achtzigminütigen Fahrt an die Oberfläche: Was ist untergegangen mit den Dörfern, Kraftwerken und Systemen? Was ist versunken, unter der Oberfläche verschwunden? Ist es für immer verloren oder existiert es weiter, ungesehen? Welche Möglichkeiten bringt ein Neubeginn mit sich? „Vineta oder Das Schwarze Tal“ förderte in Sagen, Legenden und Lebensläufen zutage, was der Lausitz und ihren Bewohner:innen Unsterblichkeit verleiht. Die Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Region war zu allen Vorstellungen restlos ausverkauft.

Mitwirkende:
Sibylle Böversen, Catharina Struwe (Spiel)
Ulrike Müller (Regie und Text)
Jan Lehmann (Mitarbeit Text und Ausstattung)
Roman Strack (Sound Design)
Heike Merten-Hommel (Dramaturgie)

Jahrgang 2023

„SAUERMEHLSUPPE“

Literarische Matinee
Claudia Michelsen liest Olga Tokarczuk

 

Sorbisches Museum Bautzen/Serbski muzej Budyši, 28. August 2023

Die polnische Autorin Olga Tokarczuk, Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2018, ist eine Meisterin im Schaffen von eigenen Welten und Universen, die das Überschreiten von Grenzen als Lebensform thematisieren. Zeitalter und Epochen durchdringen einander.
In ihren Erzählungen erleiden höchst eigenwillige und dabei sehr alltägliche Held:innen ihr Schicksal oder rennen dagegen an, durch den Verlust von Heimat und Identität des Gefühls der Zugehörigkeit beraubt. Und so kann es sein, dass ein Mann einen Berg besteigt, um talwärts in das Heimatdorf seiner Kindheit zu sehen, und als Toter keine Ruhe findet.

Die Visionen eines Zimmermädchens im Hotel Capital, das über Herkunft und Charakter seiner Bewohner anhand ihrer Hinterlassenschaften fabuliert, werden Geschichte. Und der Wert einer Dose Sauermehlsuppe wird in einem polnischen Grenzort höchst variabel definiert.

Mit: Claudia Michelsen
Textauswahl und Lesefassung: Heike Merten-Hommel

„Sei gegrüßt und lebe!“
Brigitte Reimann und Christa Wolf –
eine Freundschaft in Tagebüchern und Briefen

 
Görlitz, Rabryka, 3. September 2023
Staatsschauspiel Dresden, Kleines Haus, 13. November 2023 u. 16. Januar 2024
»Wann, zum Teufel, ist der richtige Zeitpunkt, auf einen offenen Brunnen hinzuweisen?«, fragte eine verzweifelnde Brigitte Reimann im Januar 1969 Christa Wolf. Der Briefwechsel zwischen den beiden Schriftstellerinnen ist kostbares und berührendes Zeugnis einer emanzipierten Frauenfreundschaft und zugleich ein unschätzbares Zeitdokument. Viele darin aufgeworfene Fragen haben bis heute nichts an Relevanz eingebüßt.

Die für das Lausitz Festival 2023 von Heike Merten-Hommel konzipierte und szenisch eingerichtete Lesung feierte Premiere in der vollbesetzten Görlitzer Rabryka und wurde zur Dresdner Premiere im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden (K3) mit großem Beifall bedacht.

Mit: Christine Hoppe (Christa Wolf) und Fanny Staffa (Brigitte Reimann)
Künstlerische Leitung und Textfassung: Heike Merten-Hommel