Test

Seit 1984 arbeite ich als Theaterdramaturgin – die letzten fünfundzwanzig Jahre in leitender Position –
an den verschiedensten Schauspielhäusern in Deutschland und Österreich. 
Prägend in diesen Jahren waren nicht nur die konträren und sich verändernden politischen Systeme, in denen ich lebte und arbeitete, war nicht nur der zunehmend internationaler werdende Austausch. Vor allem die Zusammenarbeit mit ganz unterschiedlichen Menschen, AutorInnen, RegisseurInnen, VerlegerInnen, SchauspielerInnen, die mit mir Theater mach(t)en bzw. deren künstlerische Arbeit ich unterstützen durfte, sind lebendig geblieben.
Und die Kooperation mit vielen Institutionen, die gleiche Ziele verfolgten.
Und das gemeinsame Erleben von Kunst – mit Einheimischen und Zugereisten, hier und da.

Als Dramaturgin am Staatsschauspiel Dresden erlebte ich von 1984 an die aufregenden, vom kritischen Geist der Opposition geprägten Theaterjahre in der Endzeit der DDR. Der Regisseur Wolfgang Engel war eine prägende Figur meiner frühen Laufbahn. Unter dem Intendanten Gerhard Wolfram und seinem Nachfolger Dr. Dieter Görne, beide auch weitsichtige Dramaturgen, suchte ich – ab 1993 bereits als Chefdramaturgin – im Verbund mit Hasko Weber, damals Regisseur und Oberspielleiter, Regisseurin Irmgard Lange und den Regisseuren Tobias Wellemeyer und Klaus-Dieter Kirst den inhaltlichen und ästhetischen Anschluss an eine sich rasant verändernde gesellschaftliche Realität. Gemeinsam mit Eva Heldrich, der Leiterin des am Staatsschauspiel neu gegründeten TiF (Theater in der Fabrik), öffneten wir das Haus für neue experimentelle Texte, Spielweisen und Arbeitsformen. Heute etabliert, waren solche Labore Anfang der Nullerjahre noch ein Novum in der deutschen Theaterlandschaft. Ein großes leistungsstarkes Schauspielensemble, das längst mit KünstlerInnen aus Österreich, der Schweiz und aus den alten Bundeländern durchmischt war, beteiligte sich an dem Umbau. Befruchtende künstlerische Zusammenarbeit hatte ich u.a. mit B.K. Tragelehn, Michael Thalheimer, Valentin Jeker, Tilman Gersch, Bernarda Horres, Markus Dietz, Johann Kresnik und Volker Lösch.

Als Chefdramaturgin vom Schauspiel Leipzig und stellvertretende Intendantin für den künstlerischen Geschäftsbereich unter dem Intendanten Wolfgang Engel konzipierte ich mit meinem Dramaturginnen-Team drei Spielzeiten im Zeichen des lustvollen Dialogs. „Sind Sie sicher?“ „Gibt ein jeder den Wert sich selbst?“ und kommen wir „Vom Ich zum Wir?“ oder geht es wieder zurück? Das Sportspektakel zur Fußball WM 2006, mit Elfriede Jelineks Sportstück als Herzstück und die Jubiläumsinszenierung von Schillers Wallenstein in drei Teilen, aufgeführt an historischen Stätten in Leipzig, pünktlich zum 50. Jubiläum des Schauspielhauses, waren Höhepunkte dieser Zeit. Eine große Zahl neuer und neuester Stücke, nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, standen dem Theater in der weltoffenen Buchstadt gut zu Gesicht. Als Dramaturgin begleitete ich Produktionen u.a. von Wolfgang Engel, Karin Henkel, Volker Lösch, Deborah Epstein, Christian Schlüter, Klaus Gehre, Markus Dietz und Heike Scharpf.

Am Theater Freiburg initiierte und erforschte unser Team um Intendantin Barbara Mundel mittels künstlerischer Prozesse Bewegungen im Stadtraum, auch außerhalb der Theater-Bühne.
Als Dramaturgin und Mitglied der Theaterleitung war ich involviert in die programmatische Fragestellung „In welcher Zukunft wollen wir leben?“.
Einmalige und für mich neue Erfahrungen vermittelte mir die Praxis im Dreisparten-Betrieb, der immer wieder die Durchdringung der künstlerischen Gattungsgrenzen suchte. Neue Arbeitsbeziehungen knüpfte ich mit den RegisseurInnen Viola Hasselberg, Julia Hölscher, Thomas Krupa, Jessica Glause und der Autorin Maxi Obexer. Mit Tom Ryser und Robert Schuster arbeitete ich als Dramaturgin nicht nur im Schauspiel, sondern auch für die Oper.

Auswahl an Inszenierungen, bei denen ich als Dramaturgin/Bearbeiterin oder Autorin mitgewirkt habe:

Seit 2013 arbeitete ich in Österreich; zuerst bei Intendantin Anna Badora am Schauspielhaus Graz als Chefdramaturgin. 2015 wurde Anna Badora an das Volkstheater Wien berufen, und ich begleitete sie als leitende und geschäftsführende Dramaturgin bis 2020.

Badora hatte an beide Häuser herausragende internationale Künstler engagiert, u.a. Yael Ronen, Krystian Lupa und Dušan David Pařízek. Die Freude der unmittelbaren künstlerischen Zusammenarbeit erlebte ich mit dem dänisch-österreichischen Performer-Duo SIGNA, den RegisseurInnen Barbara Wysocka, Viktor Bodó und Christina Rast, Alexander Charim, Nikolaus Habjan, Ed Hauswirth, Armin Petras und Michael Simon. Weitere von mir hoch geschätzte Arbeitspartnerschaften unterhielt ich mit den AutorInnen Anita Augustin, Ines Geipel, Josef Haslinger, David Schalko, Ilija Trojanow und Robert Woelfl.

Auswahl an Inszenierungen, bei denen ich als Dramaturgin/Bearbeiterin oder Autorin mitgewirkt habe:

Schauspielhaus Graz

Volkstheater Wien

Während meiner Laufbahn übernahm ich Tätigkeiten in diversen Jurys, u.a. beim UAT Dresden (Uraufführungstheater Dresden) in Zusammenarbeit mit Oliver Bukowski, in der Jury zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen, beim Cairo International Festival for Experimental Theatre, in der Preisjury für den Mülheimer Dramatikerpreis sowie beim Dramatikerstipendium der Literar Mechana in Wien. Zuletzt nahm ich an den Hörspieltagen in Krems (2022) teil.

Was noch gesagt sein muss

Für die Gesamtkonzeption der Theaterspielpläne waren meine DramaturgiekollegInnen in den Teams unverzichtbar:
Anita Augustin, Sven Döbler, Ruth Feindl, Flori Gugger, Viola Hasselberg, Angela Heide, Michael Isenberg, Britta Kampert,
Roland Koberg, Karla Kochta, Josef Mackert, Veronika Maurer, Christian Mayer, Barbara Noth, Eva-Luzia Preindl, Birgit Rasch,
Johannes Richter, Mona Schwitzer, Beate Seidel, Cornelia Steinwachs, Martin Wigger, Frederik Zeugke, Andrea Zaiser.